Kein Zimmer ohne Trauschein
Das Dengue-Fieber ist besiegt. Naja fast. Es hat meinen Körper ganz schön ausgelaugt. Als ich am Freitagnachmittag das Krankenhaus verlassen durfte, konnte ich kaum gehen. So gerne wir uns sofort wieder auf unsere Rikscha geschwungen hätten, in diesem Zustand hätte es keinen Sinn gemacht. Stattdessen hatte Nagender entschieden, ein Hotel ganz in der Nähe des Krankenhauses zu beziehen. Ich wartete in der Empfangshalle der Klinik mit unserem Gepäck und nach wenigen Minuten kam Nagender mit einem Hotelangestellten, der half die Taschen zu tragen. Langsam bin ich den bepackten Männern hinterher geschlurft. „The tree“ hieß das Hotel in dem ich zum ersten Mal erfuhr, dass man in Indien am besten mit Eheschein reist. Denn die Dame am Empfang wollte uns kein Zimmer geben, wenn wir nicht beweisen könnten, dass wir verheiratet sind. Weil wir das nicht sind, aber nicht das Reisebudget haben jedes Mal zwei Einzelzimmer zu buchen, haben wir versucht die Dame freundlich zu überzeugen, ausnahmsweise von ihren moralischen Grundregeln abzusehen. Ich habe schließlich sogar die „ich-habe-Dengue-Fieber-und-kippe-gleich-um-Karte“ gespielt, aber ihr Blick blieb eiskalt. Keine Chance auf ein Zimmer ohne Trauschein. Beim Gepäck-heraus-tragen wollte uns dann auch niemand mehr helfen. Wie ein Packesel hat Nagender sich die Taschen auf den Rücken gehievt und laut schimpfend ist er aus der Lobby gestampft, ich schwankend hinter her.
Beim zweiten Versuch waren wir zunächst erfolgreicher. Es wurde nicht einmal nach unserer Beziehung zu einander gefragt. Das Zimmer miefte zwar, aber was solls, wird gehen, dachte ich. Unseren ersten Ausflug haben wir in ein Café Coffee Day unternommen und erstmal geschlemmt. Als wir zurück ins Hotel kamen, wurde es draußen bereits dunkel. Der Mann an der Rezeption sagte, wir müssten unser Zimmer wieder verlassen. Ihm sei eingefallen, dass das Hotel keine Ausländererlaubnis besitzt. Wir trauten unseren Ohren nicht. „Nagi, ich möchte zurück ins Ritz“, habe ich dann gesagt. Und keine Stunde später öffnete uns ein netter, lächelnder Angestellter dieses schönen,sauberen, gut riechenden Hotels die Tür. Anstatt nach einer einem Eheschein fragte man mich an der Rezeption nur: „Wie geht es Ihnen, Madame, haben Sie das Fieber überstanden?“ Was für ein Glück, dass das andere Hotel keine Ausländererlaubnis hatte. 🙂
In den nächsten Tagen muss ich meine Krankheit auskurieren. Das fällt uns beiden sehr schwer, wir würden gerne voran kommen. Doch daran ist noch nicht zu denken. Wir werden versuchen das beste aus der Situation zu machen.
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